2022 04 22 Forstexkursion 0012

Nachlese zur Forstexkursion der Land-Union Sachsen

Nachlese zur Forstexkursion der Land-Union Sachsen

Ein Beitrag von Günter Andrä -Landesgeschäftsführung Land-Union Sachsen

Einer langjährig bewährten Praxis folgend führte die Land-Union Sachsen - Sonderorganisation der CDU Sachsen für den ländlichen Raum - ihre traditionelle Forstexkursion 2022 zu aktuellen forstlichen Problemen in der Dahlener Heide durch.

Gastgeber waren Dr. Elsbeth und Dr. Karl-Ludwig Gerecke, die mit ihrem Forstbetrieb „Vor Der Heide“ 200 ha eigene und 560 ha vertraglich gebundene Waldflächen der Gesellschaft zur Förderung Ökologischer Waldwirtschaft e. V. pflegen und betreuen.

Ihr Ziel naturnaher Waldbewirtschaftung sind artenreiche, stabile und ästhetisch ansprechende Wälder unter Berücksichtigung des ganzflächigen Naturschutzes und der Erholungsvorsorge. Durch die nachhaltige Nutzung und Weiterverarbeitung des nachwachsenden Rohstoffes Holz wird ein wichtiger Beitrag zur Kohlenstoffbindung und zum Klimaschutz geleistet.

Teilnehmer der vom Landesvorsit-zenden der Land-Union Sachsen geleiteten Exkursion, Dr. Peter Jahr MdEP, waren Mitglieder und Ständige Gäste des Landesvorstandes der Land-Union Sachsen, Mitglieder des Landesfachausschusses (LFA) „Ländlicher Raum“ beim Landesvorstand der CDU, Vertreter der Geschäftsstelle des Deutschen Forstwirtschaftsrates e. V., Mitglieder der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag sowie Vertreter des Kreises Nordsachsen.

Die zweigeteilte Exkursion begann mit einem Waldspaziergang zu zwei Themenschwerpunkten mit entsprechenden Waldbildern und endete in einer gemütlichen Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen.

Gleich zu Beginn ging es um die Frage - „Kalamitätsbedingte Wiederbewaldung und klimawandelangepasster Waldumbau mit oder ohne Förderung?“. In Deutschland sind allein in den Jahren 2018 bis 2020 direkte Schäden an Waldflächen in Höhe von 12,7 Mrd. Euro entstanden.

Die Waldeigentümer, so Dr. Karl-Ludwig Gerecke, benötigen zur Bewältigung der Folgen des gesamtgesellschaftlich verursachten Klimawandels und zur aktiven Anpassung ihrer Wälder an das sich ändernde Klima daher umfangreiche finanzielle Förderung, weniger Bürokratie und weniger ordnungsrecht-liche Beschränkungen.

Kritisch angemerkt wurde in diesem Zusammenhang, dass bei den sich zunehmend verschlechternden Rahmenbedin-gungen die Grenze der Sozialpflich-tigkeit des Eigentums mittlerweile deutlich überschritten ist. Ärgerlich dabei ist, dass in diesem Zusammenhang bestehende Förderinstrumente und -verfahren auch erhebliche Risiken und Einschränkungen für Zuwendungsempfänger bergen. Bürokratie, Zweckbindungsfristen, Baumarten- und Pflanzzahlvorgaben seien politisch festgelegt, jedoch aus Sicht einiger Forstbetriebe eher ungeeignet bzw. problematisch.

Wer kann, hilft sich, in dem er kostenextensive und ressourcensparende Wiederbewaldungs- und Waldumbaumaßnahmen selbst umsetzt oder aus der eigenen Tasche zahlt. Bisweilen werden die notwendigen und dringlichen Maßnahmen sogar ganz unterlassen. Hier ist der Staat mit einer langfristig verlässlichen Forstpolitik gefragt, soll die notwendige Vielfalt der Waldbewirtschaftung und aktiven Klimaanpassung substanziell gesichert werden.

Der stellvertretende CDU-Fraktions-Vorsitzende im Sächsischen Landtag und stellvertretende Landesvorsitzende der Land-Union, Georg-Ludwig von Breitenbuch MdL und der Agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Heinz MdL, erklärten übereinstimmend ihre Bereitschaft, sich verstärkt für die von der Forstwirtschaft und den Waldbesitzern benötigte Verlässlichkeit und Zielkohärenz für Generationenzeiträume einzusetzen.

Gerade die Vielfalt von Waldbewirtschaftungskonzepten fördert einen lebendigen Wettbewerb der Ideen um den Erhalt und den Aufbau stabiler, leistungsfähiger und klimaresilienter Wälder und streut die Risiken in den unsicheren Zeiten des Klimawandels und fortschreitender Globalisierung. Doch das Engagement für die Bewirtschaftungsvielfalt wird durch Klimaveränderungen, ordnungsrechtliche Eingriffe in das Waldeigentum, regional überhöhte Wildbestände sowie durch eine zunehmende Ratlosigkeit bis hin zur Frustration und Aufgabe aktiven Kümmerns akut bedroht.

In der Folge könnten Waldbilder wie diese (s. Foto) eher zur Regel werden, als dass sie eine Ausnahme bilden. Bei diesem Beispiel handelt es sich um einen Mischwald aus mindestens vier standortheimischen Baumarten, der sich im Zuge der zunehmenden Schwächung durch Witterungseinflüsse von selbst auflöst und eine natürliche Baumverjüngung durch Wildverbiss, dominanten Brombeerbewuchs und Dürre bislang ausbleibt. Solche Waldbilder taugen künftig weder als CO2-Senke, noch als Rohstofflieferant für das Bauen oder eine nachhaltige Bioökonomie, für die Holz aus nachhaltiger und regionaler Erzeugung eine der tragenden Säulen darstellt. Mit solchen Waldbildern werde auch nicht der ländliche Raum gestärkt.

Forstpolitisch werden umfassende Nutzungseinschränkungen und Flächenstilllegungen im Freistaat, in Deutschland sowie in der EU zunehmend salonfähig gemacht und teils sogar schon als „Best Practice“ für Klima- und Artenschutz propagiert. Damit manövriert nicht nur die Forstpolitik, sondern auch der ländliche Raum in eine unsoziale umwelt- und ressourcenpolitische Sackgasse.

Werden z. B., wie von der EU-Biodiversitätsstrategie gefordert, bald 10 % der Landfläche unter strengen Schutz (Bewirtschaftungs- und Bejagungsverbot) zu stellen sein, so steht zu befürchten, dass zwischen 15% und 1/3 der sächsischen Waldfläche vollständig aus der forstlichen und jagdlichen Nutzung fallen - also mithin die gesamte Staatswaldfläche in Sachsen.

Vor allem die großflächigen Stilllegungen würden für ganze Regionen des ländlichen Raumes zum komplexen Strukturwandelproblem. Und sie wären auch eine deutliche Steigerung gegenüber der Nutzungsextensivierung durch die aktuelle Forstpolitik in Sachsen, welche schon jetzt von einem Bündnis aller sächsischen Wald- und Forstverbände unter scharfer Kritik steht.

Diese Problemkreise waren auch Inhalt eines „Positionspapiers Forstlicher Vereine und Verbände im Freistaat Sachsen“, das allen Teilnehmern vorlag und in der Aussprache starke Beachtung gefunden hat.

In der Beschlussfassung widerspiegelte sich auch das starke Echo auf dieses Papier, dem sich der Landesvorstand der Land-Union Sachsen und die Mitglieder des LFA voll anschließen und es in der politischen Arbeit nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten unterstützen werden.

Mit dem Echo auf dieses Papier und auch bezugnehmend auf die Tatsache, dass im Rahmen des sächsischen Umweltprogramms gegenwärtig ca. 20.000 ha Fläche stillgelegt werden, wurde der Beschluss gefasst mit der Maßgabe, … „dass sich der CDU-Landesvorstand bei der CDU-Landtagsfraktion dafür einsetzt, auf Grund der Ukrainekrise die Stilllegungsprogramme für landwirtschaftliche Nutzflächen, für die nächsten zwei Jahre auszusetzen. Gleichzeitig sind die Stilllegungsprogramme im Forstbereich zu evaluieren“.

In herzlichen Worten dankte Landesvorsitzender Dr. Jahr zum Abschluss dem Gastgeber für einen erlebnisreichen und interessanten Exkursionstag, der allen Beteiligten in anschaulicher Weise die aktuellen Probleme der Forstwirtschaft verdeutlicht und eine praxisorientierte Anleitung zum Handeln angeboten hat.