20140129 Ep 00Ep 002685 Fwa 068 Jpg

Alles gut im neuen Jahr?

Alles gut im neuen Jahr?

Schön wär´s - ein neues Jahr beginnt, das alte ist vergessen und jeder kann kraftvoll neu beginnen.

Leider ist die Realität anders. Einen guten Rutsch in´s neue Jahr. Manchmal scheint es so, als wenn die Probleme besser reinrutschen als man selbst.

Ob man will oder nicht, Corona wird auch das Jahr 2021 beherrschen. Und gerade deshalb will ich mich mal nicht zu Corona äußern, sondern eher deren Kollateral-schäden.

Natürlich ist es wichtig, wenn sich die Gesellschaft auf ein wesentliches Problem konzentriert, um dieses zu lösen. Allerdings - das Leben ist nie monokausal.

Und die Gefahr ist riesig, dass durch diese Konzentration andere Dinge vernachlässigt werden.

Stichwort Agrarpolitik

Das Klopapier war knapp geworden, Nahrungsmittel nicht. Die deutschen Landwirte haben ihre gesellschaftliche Aufgaben erfüllt, sind als systemrelevant eingestuft worden. Was will man eigentlich noch? Die deutschen Landwirte wollen mehr, sie wollen arbeiten, wollen innovativ unternehmerisch tätig sein und wollen von ihrer Arbeit anständig leben können. Dabei sind Landwirte Realisten. Die Welt ist so, wie sie ist. Landwirt als Unternehmer heißt natürlich auch Mitverantwortung übernehmen für das Marktgeschehen. Eine bestimmte Rohstoffmenge in einer bestimmten Qualität zu einem bestimmten Zeitpunkt anzubieten, ist und bleibt Hauptaufgabe von Landwirten. Das Ganze zu anständigen Erzeugerpreisen versteht sich.

Menschen, gesund und ausreichend zu ernähren, ein Jahrtausende alter Menschheitstraum, ist in Europa realisiert worden.

Das was man hat, schätzt man nicht mehr und es ist ein Leichtes, eine Minderheit als Problemproduzenten zu definieren. Auch das ist Menschsein.

Ob nun der Klimawandel, Waldschäden, verschmutztes Grundwasser, Artensterben - schuld sind die Landwirte. Statistisch eine hervorragende Gefechtslage. 99 % der Bevölkerung verhalten sich korrekt und 1 % vermasselt allen die Zukunft. Also schaffen wir die Landwirtschaft ab und retten die Welt.

Landwirte spüren mit ihren Familien den gesellschaftlichen Druck. Sie werden bei ihrer täglichen Arbeit behindert, die mediale Berichterstattung über die Landwirtschaft konzentriert sich auf die Gülleausbringung mit einem Güllefass des vorigen Jahrhunderts und die Kinder werden in Schulen gemobbt, wenn die Eltern noch konventionelle Landwirtschaft betreiben.

Kann man heute noch einem Landwirte-Kind empfehlen, einen Betrieb im Haupterwerb zu übernehmen?

Ehrliche Antwort: NEIN!

Differenzierte Antwort: Sucht euch einen Job als Lehrer oder bei der Polizei. Macht euren Betrieb im Nebenerwerb quasi im Stand-by Betrieb und steigt wieder ein, wenn die politischen Rahmenbedingungen wieder vernünftig geworden sind.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen fallen nicht vom Himmel, sie werden politisch gestaltet. Hauptbündnispartner in diesen gesellschaftlichen Dialog sollte der Agrarminister sein. Ja, auch den gibt es im Freistaat Sachsen. Minister für Energie, Kilmaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. Für den Bereich Landwirtschaft kann ich nur sagen, noch nie in der sächsischen Nachwendegeschichte wurde Agrarpolitik so ideologisiert.

Das muss man dem Minister lassen. Er hat aus einem Fachministerium ein politisches Ressort etabliert. Ideologisch top, fachlich ein Totalausfall. Dazu nur 3 Beispiele.

  • - Zur Stärkung der Regionalvermarktung hat der Bauernverband den Vorschlag gemacht, einen regionalen Schlachthof zu etablieren. Aber es sind keine ernsthaften Aktivitäten des Ministeriums erkennbar;
  • - Während die Schweinemastbetriebe unter dem Einfluss der Afrikanischen Schweinepest und Corona bedingt ihre Tiere nicht verkaufen können und keine sächsischen Sonderhilfen erhalten, hat derselbe Minister 9 Mio. Euro Corona- Hilfen für Umwelt- u. Naturschutzverbände erkämpft;
  • - Für die Präzisierung von Verursachern bei der Nitratbelastung im Grundwasser und in Fließgewässern wurde die Möglichkeit geschaffen, die Gebietskulisse fachlich begründet einzuschränken. In Baden - Württemberg führte das zu einer Reduzierung der Gebietskulisse um 66 % und in Sachsen sind es dagegen jämmerliche 12 %.

Das Problem: In den sogenannten roten Gebieten kann der landwirtschaftliche Betrieb nur mit erheblichen Einschränkungen wirtschaften. Wenn man so will, bereitet der Minister die größte Verfügungseinschränkung über das Eigentum seit der Zwangskollektivierung vor.

Mein Fazit an der Stelle: Wir haben in Sachsen keinen Minister für unsere Landwirte. Der offiziell zuständige Minister kann oder will nicht die Interessen der sächsischen Landwirtschaft verstehen. Dies sollte er anerkennen und diesen Teil seines Resorts an den Ministerpräsidenten zurückgeben.

Für uns Landwirte hätte dies 2 Vorteile:

Der Minister könnte sich auf die Aufgaben konzentrieren, für die er sich berufen fühlt und die sächsischen Landwirte bekommen endlich wieder einen Interessenvertreter.

In diesem Sinne ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Ihr

Dr. Peter Jahr MdEP

Landesvorsitzender Land-Union Sachsen

Sonderorganisation der CDU Sachsen für den ländlichen Raum

Vorsitzender Landesfachausschuss Ländlicher Raum

CDU Landesverband Sachsen