Bruno Trommer grüßt aus Iowa Falls

Bruno Trommer Gruesst Aus Iowa Falls 173373 Ver


Dezember – nun bin ich seit gut drei Monaten in den Staaten. Ein Drittel meines Abenteuers ist also schon vorüber und es fühlt sich Vieles nicht mehr so aufregend an. Man hat einen Alltagshabitus entwickelt. Die anfänglichen Hemmungen sind verflogen. Das liegt auch daran, dass ich – abgesehen von Jörg – immer Englisch sprechen muss. Manchmal denke ich im Nachhinein nochmal über Gesagtes nach und frage mich ob ich gerade Englisch oder deutsch gesprochen habe. Sehr wahrscheinlich ist natürlich englisch, aber gerade mit Jörg oder meinem „amerikanischen Opa“ - so nenne ich Don, einen netten älteren Herren, den ich in der Delegationswoche kennengelernt habe – wechsle ich immer wieder mal zwischen deutsch und englisch. Don ist zwar Amerikaner, war jedoch schon mehr als zehnmal in Deutschland und kann sehr gut deutsch sprechen. Mit ihm unternehme ich ab und zu immer mal was. Lustig ist, dass er schon vor einigen Jahren als Professor hier am College in den Ruhestand gegangen ist, jedoch ab nächstem Semester hier einen Deutschkurs unterrichten wird. Dieser ist hauptsächlich gedacht für die Studenten, die mit dem Partnerschaftsprogramm nach Deutschland kommen, um an die Berufsakademie Sachsen zu studieren.

Mit Don habe ich auch einen Teil mgfeiner Thanksgiving break verbracht. In dieser fünftägigen schulfreien Zeit fahren die Studenten normalerweise nach Hause zu ihren Familien und sich mit Truthahn und Kürbiskuchen reichlich satt zu essen. Das jedoch mein ugrsprünglicher Plan nach Chicago zu fahren geplatzt ist, hat mich Don eingeladen. Zu Thanksgiving – einen Tag vor dem Black Friday – konnte auch ich dann endlich wieder mal richtig lecker essen. Cafeteriaessen ist einfach auf Massne und nicht auf Klasse ausgelegt. Zu Besuch waren auch noch Dons Kinder und Enkel. Neben dem Essen haben wir uns spannend unterhalten und Football geschaut, beziehungsweise Dons Football spielender Enkel hat mir die Foulregeln mit viel Geduld erklärt.

Aber ich hatte auch noch ein zweites Thanksgiving. Eine Familie aus der Stadt, die ich ebenfalls mit der Delegation kennenlernte, hatte mich eingeladen. Diesmal war es etwas größer. Die Familie bestand aus Randy und Stacey, sowie ihren drei (allesamt bildhübschen) Töchtern und Golden Retriever Hank. Neben mir waren aber auch noch Großeltern, Tanten und Onkel sowie Nichten und Neffen zu Besuch. Es waren fast 20 Personen und eine tolle Atmosphäre. Auch hier gab es natürlich viele Leckereien, sodass ich trotz geschlossener Cafeteria keine Sorgen haben musste zu verhungern.

Schulisch habe ich die ersten größeren Tests geschrieben, die ich aber alle mit mindestens einem B absolviert habe. Das anspruchsvollste war eine fünfseitige Ausarbeitung über die Konföderierten Staaten von Amerika in meinem Geschichtskurs. Spannend fand auch die Exkursion mit meinem Criminal Justice Kurs in den MILO Raum. Das ist ein Raum in dem Situationen aus dem Alltag eines Polizisten simuliert werden und man den angemessenen Einsatz seiner zur Verfügung stehenden Waffen (Taser, Pfefferspray und Schusswaffe) trainiert. Sehr cool fand ich auch, dass Jörg einen Hollywood Tint type Fotograf ans College bekommen hat, der unter anderem auch die Cover „Cowboys vs Aliens“ und „a million ways to die in the west“ fotografiert hat. Es wirkte wie Magie als der Fotograf nur mit Licht und Chemikalien (teils giftig) ein fünf Minuten zuvor aufgenommenes Bild auf eine Glasplatte projiziert hat.

Abseits von der Schule fanden in den USA die Midterm Wahlen für den Kongress (Senat und Repräsentantenhaus) statt. Mein American Government Professor meinte, dass ich durchaus hätte versuchen können wählen zu gehen, da es hier in der Stadt nur eine alte Frau kontrolliert, die wohl nicht so streng sei. Leider habe ich das erst im Nachhinein erfahren, sodass ich mein Glück nicht probieren konnte.

Außerdem habe ich von Jörg erfahren, dass Anfang nächsten Jahres ich wohl nicht mehr der einzige deutsche Student hier sein werde. Ein Sportstudent aus Gera wird am College ein Praktikum absolvieren. Ich bin gespannt!

Verfasser: Bruno Trommer